Dienstag, 17.06.2025 - Paris

Geschlechterdimensionen im Kampf gegen Energiearmut

Kalte und ungesunde Wohnungen sind ein trauriger Umstand, mit dem Menschen mit geringem Einkommen angesichts steigender Preise für Strom und Gas zunehmend kämpfen. Energiearmut trifft dabei Frauen überproportional häufiger und wird in der energiepolitischen Debatte oft übersehen.

In Europa sind es vorwiegend Frauen und Kinder die zuhause frieren. Laut einem Bericht des Europäischen Parlaments gaben im Jahr 2022 ganze 44 % der alleinerziehenden Mütter und 31 % der alleinlebenden Frauen an, Schwierigkeiten bei der Begleichung ihrer Energiekosten zu haben. Diese Ungleichheit ist wenig überraschend, da sie auch Folge struktureller gesellschaftlicher Benachteiligung ist: Frauen übernehmen einen größeren Anteil unbezahlter Sorgearbeit und verfügen daher im Durchschnitt über weniger Einkommen, ausserdem sind häufiger Mieterinnen – mit entsprechend eingeschränktem Zugang zu Förderprogrammen für energetische Sanierungsmaßnahmen. Hinzu kommt, dass Frauen und Kinder meist empfindlicher auf Temperaturschwankungen reagieren und stärker unter Innenraumverschmutzung leiden. So sind Stock und Schimmel ernstzunehmende Risikofaktoren in schlecht isolierten, kalten Wohnungen und haben oft lebenslange Gesundheitsschäden zur Folge.

Um Energiearmut angemessen auf allen politischen Ebenen zu thematisieren, fehlt es zudem an weiblicher Repräsentation in Entscheidungsstrukturen des Energiesektors: In technischen und leitenden Funktionen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert, was sich negativ auf die Entwicklung geschlechtergerechter Energiepolitik auswirkt.

Um die gesellschaftspolitische Schnittmenge von Geschlechterdimensionen und Energiewende zu beleuchten und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln, organisierte das Pariser Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung - in Zusammenarbeit mit dem Projekt Women in Solidarity for Energy (WISE) - am 18. Juni ein internationales Fachgespräch. Wissenschaftlerinnen, Vertreterinnen von Institutionen und zivilgesellschaftliche Akteur*innen aus mehreren europäischen Ländern kamen dazu nach Paris um sich zum Fokus auf das Thema Energiearmut und Gender sowie konkrete politische Handlungsmöglichkeiten auf lokaler, nationaler und europäischer Ebene zu beraten.

Das Fachgespräch machte es deutlich: Eine sozial gerechte und inklusive Energiewende ist nur möglich, wenn die soziale Realität von Frauen systematisch mitgedacht wird – in Forschung, Politikgestaltung und praktischer Umsetzung. Nur so können politisch Verantwortliche und technisch-administrative Entscheidungsebenen sicherstellen, dass der Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft alle Menschen gleichermaßen erreicht und niemand im Kalten zurückgelassen wird.

 

Publikation: Energiearmut in Europa

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